Provozierte Verkehrsunfälle sind in der Unfallanalyse ein besonderes Phänomen. Die Kollision wird dabei von einem Verkehrsteilnehmer vorsätzlich herbeigeführt, es wird eine Unfallsituation geschaffen, bei der die Schuldfrage vermeintlich eindeutig ist. Das zufällig ausgewählte Unfall Opfer bemerkt nichts und soll dabei stets als Unfallverursacher angesehen werden. Doch es gibt Hinweise, wie Autofahrer die Betrüger entlarven können.

 

Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr:

Durch Versicherungsbetrug entsteht jedes Jahr ein Milliarden-Schaden. In mehr als 10 Prozent der Schadenfälle in der Kfz-Haftpflichtversicherung wird manipuliert, schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Ziel der Täter ist es, sich über den abgerechneten Blechschaden möglichst viel Geld von der Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallopfers zu erschleichen. Rechtlich gesehen handelt es sich bei einem vorsätzlich herbeigeführten Unfall, bei dem sogar zum Teil schwere Verletzungen der Unfallbeteiligten in Kauf genommen werden. Dieser wird mit Geldstrafen oder sogar einer Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren geahndet.

Die Folgen für die Opfer von provozierten Verkehrsunfällen sind erheblich. Sie müssen für die Kosten des eigenen Schadens aufkommen, sofern dieser nicht über eine Vollkaskoversicherung abgedeckt ist. Zudem werden sie von ihrem Versicherer in der Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft und müssen mit einem Bußgeld und Punkten beim Kraftfahrtbundesamt in Flensburg rechnen. Bei Fahranfängern steht unter Umständen sogar eine Nachschulung an.

 

Im Wesentlichen werden drei Methoden bei provozierten Unfällen unterschieden:

  1. Die Täter nutzen ihnen bekannte Besonderheiten der Verkehrsführung aus, beispielsweise eine Fahrbahnverengung oder Kreisel, und erzwingen beim Spurwechsel einen Streifschaden.
  2. Die Täter provozieren einen Auffahrunfall, in dem sie bei einer Ampel, die von Gelb auf Rot schaltet, im letzten Moment abrupt bremsen.
  3. Die Täter warten an einer Kreuzung mit rechts vor links Regelung gezielt auf ein Fahrzeug, um dann im letzten Moment noch in die Kreuzung einzufahren. Das Unfallopfer kann nicht mehr ausweichen und es kommt zum Unfall.

Bei einem Verdacht sind u.a. Angaben darüber wichtig-, ob der Unfallgegner hätte bremsen oder ausweichen können oder ob er sogar sein Fahrzeug beschleunigt hat. Entsprechenden Hinweisen kann die Polizei dann schon bei der Unfallaufnahme nachgehen. Ferner kann sie prüfen, ob die Fahrzeugschäden tatsächlich zum geschilderten Unfallhergang passen. Gerade für uns ist zudem wichtig, Fotos von den Unfallspuren, den Endlagen und von allen Seiten der beteiligten Fahrzeuge anzufertigen. Nur so können wir eine optimale Bewertung des Schadens vornehmen.

 

Tipps für Autofahrer: Hinweise auf einen provozierten Unfall:

  • der Unfallbeteiligte zeigt routiniertes Auftreten und Vorgehen,
  • Zeugen schalten sich ein und üben zusätzlich Druck aus,
  • es gibt Anhaltspunkte für ein zielgerichtetes Handeln des Unfallkontrahenten (Fahrtrichtung- oder Spurwechsel vor dem Crash, Geschwindigkeit erhöht, Handzeichen gegeben, aber nachher bestritten),
  • es gibt Hinweise auf Vorschäden am Fahrzeug.
  • ist ein Zeuge vorhanden, der ggf. Beihilfe leistet

Wir können durch unfallanalytisches Gutachten und Rekonstruktion den Unfallhergang rekonstruieren und bei einer entsprechenden Beweislage Strafanzeige stellen.

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